Moses 2.0: Wie wir gemeinsam den Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualit?t schaffen

Bekenntnisse eines Generalisten für reifende Lebensqualit?t

5. Auftritt der Kandidatinnen

Auf der Suche nach einem neuen Leit-Wert, der den alten namens Lebensstandard (oder noch schlichter: Geld) abl?sen k?nnte, haben wir nun ein Anforderungsprofil erstellt: Der neue Leit-Wert muss universal und einfach sein, ohne die Wirklichkeit eindimensional zu reduzieren. Und er darf nicht zur Ma?losigkeit führen, sondern muss das Potenzial des Ankommens beinhalten.
Daraufhin haben sich – um ein kleines Spiel zu spielen – verschiedene Kandidaten und Kandidatinnen für das entsprechende Casting gemeldet. (Von einer Miss-Wahl sprechen wir besser nicht, denn unter den an der Rolle des neuen Leit-Werts Interessierten finden sich Werte jeglichen Geschlechts...)
Der erste Kandidat tritt gleich in der Mehrzahl auf: die Werte. Ihre Wahl, so argumentieren sie, würde im Rahmen des Werte-Wandels einen einfachen übergang bedeuten: von den materiellen zu den immateriellen Werten. Und zwar ganz egal welchen, Hauptsache, man k?me endlich von der Fixierung auf die materiellen Werte weg.
Und genau darin liegt das Problem. Einfach die Gesamtheit aller immateriellen Werte an die Stelle der materiellen Werte zu setzen, wirkt sehr unspezifisch und vage, und schafft damit nicht die ben?tigte Klarheit bei der gesuchten Orientierung. Zumal der Sprachgebrauch rund um den Begriff der Werte tats?chlich ein sehr breites Spektrum umfasst. Es geht dabei um pers?nliche Lebensziele, um Idealvorstellungen für den Umgang der Menschen miteinander, und um gesellschaftspolitische Ziele. Wenn deshalb verst?rkte Werte-Orientierung gefordert wird, wüsste man schon gerne, um welche Werte es sich dabei handelt.
Fest steht, dass tats?chlich immaterielle Werte die Fixierung auf die materiellen Werte abl?sen müssen. Aber mit einer allgemeinen Beschw?rung einer verst?rkten Werte-Orientierung ist es nicht getan. Also Daumen runter!
Der zweite Kandidat hat eine noch elegantere Formel für den Werte-Wandel parat: Von Geld zu Geist. Sie gef?llt mir und einigen anderen Intellektuellen wegen ihrer Griffigkeit, und weil sie die Erfahrung ausdrückt, dass sich die wirklich spannenden Dinge im Leben auf der geistigen Ebene abspielen. Doch sie hat einen kleinen Haken: Wir stehen mit dieser Einsch?tzung ziemlich allein.
In der breiteren ?ffentlichkeit dagegen genie?t Geist keinen besonders guten Ruf. Die als Eierk?pfe und Brillenschlangen bezeichneten Geistes-Helden werden bestenfalls mitleidig bel?chelt, w?hrend man den Helden des K?rpers zujubelt. Für eine Minderheit ist Geist sexy, für die Mehrheit gilt das nicht. Und da unser neuer Leit-Wert mehrheitstauglich sein sollte, f?llt auch Geist aus dem Rennen.
Den Vorwurf, nicht sexy zu sein, kann man dem n?chsten Kandidaten namens Glück nun wirklich nicht machen. Halbe Bibliotheken sind mit Anleitungen zu Glück gefüllt, und auch die seri?se Wissenschaft hat sich des Themas in Form einer eigentlichen Glücks-Forschung bem?chtigt. Im fernen Himalaya-L?ndchen Bhutan ist es sogar offizielles Staatsziel, zus?tzlich zum Bruttosozialprodukt auch das Brutto-Glücks-Produkt zu steigern. Glücklich sein wollen offenbar alle Menschen, und so liegt der Gedanke nahe, der Werte-Wandel k?nnte aus der Verschiebung von Geld zu Glück bestehen.
Nichtsdestotrotz werde ich mit diesem Gedanken nicht glücklich. Schlie?lich haben viele gro?e Geister über Glück nachgedacht, und sie sind alle zu denselben Schlüssen gekommen, die sich übrigens mit Ihrer und meiner Alktagsbeobachtung decken: Glück als Dauerzustand ist eine absolute Illusion. Wohl sehnen wir uns danach (?denn alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit...“), doch wir wissen auch, dass permanentes Glück für uns Menschen nirgendwo vorgesehen ist. Vielmehr k?nnen wir uns glücklich sch?tzen, wenn wir in unserem Leben wenigstens hie und da Momente des Glücks erleben.
Diese Glücks-Momente nun, auch da sind sich die Gelehrten einig, entziehen sich unserer aktiven Gestaltung. Wenn wir nach ihnen haschen, entfernen sie sich von uns, und wenn wir sie erleben, handelt es sich dabei meistens um ein unverhofftes Geschenk des Kosmos oder von wem auch immer.
Natürlich kann und soll man niemanden daran hindern, trotzdem nach Glück zu streben, was die amerikanische Verfassung ja bekr?ftigt. Doch als attraktiver neuer Leit-Wert eignet sich ein Wert, dessen dauerhafte Realisierung eine Illusion bleiben muss, und bei dessen teilweiser Realisierung eigene Aktivit?ten geradezu kontraproduktiv wirken, kaum.
Nun tritt die kleine Schwester des Glücks als Kandidatin auf, die Zufriedenheit. Sie nicht besonders sexy zu nennen, w?re noch h?flich, sie wirkt tats?chlich wie das klassische langweilige und unattraktive Mauerblümchen. Dabei hat sie im Vergleich zu ihrer Schwester unbestreitbare Vorzüge: Ein Zustand dauerhafter Zufriedenheit ist sehr wohl denkbar. Und unsere Zufriedenheit h?ngt stark von uns selbst ab. Da Zufriedenheit im Wesentlichen der Abstand zwischen unseren Erwartungen und deren Erfüllung ist, k?nnen wir unsere Zufriedenheit beeinflussen, indem wir unsere Erwartungen auf ein sinnvolles Ma? einstellen – nicht zu hoch, weil unrealistische Erwartungen unweigerlich Unzufriedenheit produzieren, und nicht zu tief, weil uns das in den Sumpf vorzeitiger Selbstzufriedenheit absacken l?sst. So gesehen k?nnte sich Zufriedenheit durchaus zum Leit-Wert eignen.
Doch die Betrachtungsweise von Zufriedenheit als Abstand zwischen Erwartung und Erfüllung verweist darauf, dass es sich bei Zufriedenheit nicht eigentlich um einen Wert handelt, sondern um ein Ma? dafür, wie stark bestimmte Werte realisiert sind. Und weil dabei unklar bleiben muss, um welche Werte es sich handelt (siehe oben), f?llt auch die Zufriedenheit aus dem Rennen.
Die n?chste Kandidatin stellt sich vor als Reife oder Reifung. Sie argumentiert für sich damit, dass sie Orientierung, Identit?t und Sinn verspricht, wie sich das für einen ordentlichen potenziellen Leit-Wert gebührt: Ich entwickle mich in eine bestimmte Richtung, hin zum Idealwert Reife. Ich reife, also bin ich. Der Sinn des Lebens besteht in Reifung.
All das klingt attraktiv – nur leider nicht für alle. Für Menschen in der zweiten Lebensh?lfte (wann immer die auch beginnt...) kann Reife tats?chlich zum Leit-Wert werden. Doch in jüngeren Jahren ist es – zu Recht – wenig attraktiv, sich mit Fragen rund um die eigene Reifung zu besch?ftigen, weshalb sich in diesen Jahrg?ngen nur wenige finden werden, die Reife zu ihrem Leit-Wert erheben. Wegen mangelnder Universalit?t muss also auch über dieser Kandidatin der Daumen gesenkt werden.
Das Casting ist noch nicht zu Ende. Es treten noch weitere Kandidatinnen und Kandidaten auf, zum Beispiel Selbstverwirklichung, Sinn, Nachhaltigkeit, Respekt. Doch sie alle haben offensichtliche M?ngel und erfüllen das Anforderungsprofil an den neuen Leit-Wert nur unvollkommen, wenngleich jede und jeder von ihnen unbestreitbare Vorzüge aufweist.
Langsam wird es klar: Die ideale Kandidatin für die Rolle des neuen Leit-Werts, der an die Stelle von Lebensstandard treten soll, müsste m?glichst viele Vorzüge des bisher aufgetreten Kandidatenfelds in sich vereinigen. Ja, am besten w?re es wohl, gleich das Team als Ganzes zum neuen Leit-Wert zu küren. Da das nicht geht, müsste der neue Leit-Wert m?glichst viel von den übrigen Kandidatinnen in sich aufnehmen und integrieren. Womit sich jetzt alle Hoffnungen auf die zuletzt auftretende Kandidatin richten. Wird sie die ersehnte Wunderstute sein? Gleich werden wir es sehen...

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Ausprobiert

Die Tochter des berühmten Psychologen C.G. Jung, die selbst eine bekannte Astrologin war, hat mir vor vielen Jahren in einem Interview erkl?rt, warum sie für Menschen in der ersten Lebensh?lfte nur ungern Horoskope erstelle. Aufgabe der ersten Lebensh?lfte sei es n?mlich, m?glichst unbeeinflusst von au?en alles auszuprobieren. Dabei gelte es herauszufinden, was davon zu einem selbst passt und wirklich wichtig ist. Die so gefundenen eigenen Priorit?ten zu leben, sei dann Aufgabe der zweiten Lebensh?lfte.
Rein statistisch gesehen war ich damals noch in der ersten Lebensh?lfte, doch der Ansatz hat mir schon damals eingeleuchtet. Umso mehr gilt dies jetzt, wo ich mich ohne jeden Zweifel in der zweiten Lebensh?lfte befinde und über entsprechendes Erfahrungswissen verfüge. Tats?chlich habe auch ich früher nicht lange über meine Leit-Werte nachgedacht, sondern verschiedenste einfach mal ausprobiert. Mal ging es um Glück, mal um Selbstverwirklichung. Mal um eher selbstbezogene Werte, mal um eher idealistische. Natürlich habe ich über diese Werte auch geredet, doch bekanntlich ist es nicht besonders schwierig, über etwas zu reden, worüber man nie wirklich reflektiert hat.
Als nicht unbedingt klassischer, aber doch typischer Achtundsechziger war ich zun?chst bass erstaunt, als ich im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Uni von Protagonisten einer sp?teren Jugendbewegung h?rte, es ginge ihnen bei ihrer Revolte gar nicht um bestimmte Werte oder Ziele, sie wollten vielmehr einfach herausfinden, wie sich das anfühle, indem sie es ausprobierten. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich akzeptieren konnte, dass das bei mir und vielen anderen meiner Generation in Wirklichkeit so ganz anders auch nicht gewesen war, allem intellektuellen überbau zum Trotz...
Wie dem auch sei: In der zweiten Lebensh?lfte habe ich tats?chlich begonnen, mir die Frage nach meinen ureigensten Leit-Werten bewusst zu stellen. Und dabei, zun?chst für mich selbst, den Reiz des Leit-Werts Reifung entdeckt. Seither probiere ich diesen Leit-Wert bewusst aus, und er gibt mir – und zunehmend auch anderen – offensichtlich Orientierung, Identit?t und Sinn. Natürlich ist er, wie in der Spalte links dargestellt, nicht universal genug, um tats?chlich als Ersatz für das Streben nach Lebensstandard zu dienen. Aber zusammen mit dem eigentlichen Leit-Wert Lebensqualit?t, als Reife Lebensqualit?t, bildet er ein für mich h?chst attraktives Leitgestirn für meine Lebensgestaltung.
 

 
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