Frage
1: Wie schätzen Sie die Bedeutung der Generation 55plus
für die deutsche Hersteller- und Handelslandschaft (derzeit
und in Zukunft) ein?
Objektiv
handelt es sich bereits heute um ein gewichtiges Marktsegment,
und diese Bedeutung wird sich noch verstärken. Die subjektive
Bedeutung entspricht noch längst nicht immer der objektiven,
doch das wird sich ändern.
Frage
2: Wie sollte eine zielgruppenspezifische Marktbearbeitung
vollzogen werden?
Es
gibt keine Zielgruppe 55plus, ebenso wenig wie eine 50plus
oder 60plus. Erstens vermischen sich dabei (noch) zwei Generationen
mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Prägungen
(die Vorkriegsgeneration mit einer primären Mangelerfahrung,
und die "Baby Boomer" mit ihrer Prägung in
der Hochkonjunktur). Zweitens verschwinden die Unterschiede
bezüglich Bildung, sozialer Schicht etc. im Alter nicht
einfach. Drittens ist keine Generation so sehr individuell
verschieden wie die ältere (junge Menschen sind Konformisten,
Eigenheiten werden im Alter immer stärker). Viertens
gibt es nur wenig Marktbedürfnisse, die direkt etwas
mit dem höheren Alter zu tun haben.
Frage
3: Worin liegen aus Ihrer Sicht die grössten Chancen/Herausforerungen
bei der Ansprache der Generation 55plus?
Die
Chancen sind klar: Es handelt sich um ein wachsendes Marktsegment
mit überdurchschnittlich viel Marktressourcen (Zeit,
Aufmerksamkeit, Geld). Und es handelt sich dabei um Konsumenten,
die wissen, was sie wollen, und denen man kein X für
ein U vormachen kann. Genau darin liegt die grösste Herausforderung:
Reife Konsumenten wollen reife Leistungen!
Frage
4: Worin liegen die grössten Gefahren/Bearbeitungsbarrieren?
In
mangelndem Respekt vor der Individualität der Kunden.
Wenn man reifere Menschen in eine Schublade (55plus, Senioren
u.ä.) steckt, statt sie als Menschen mit eigenen Werten
und Erwartungen zu respektieren, fühlen sie sich nicht
ernst genommen.
Frage
5: Welche Learnings haben Sie daraus konkret abgeleitet?
"Kein
Senioren-Marketing, bitte!"
Frage
6: Zu welchen konkreten Massnahmen würden Sie Hersteller-
bzw. Handelsunternehmen raten?
Mitarbeiterstab:
Erfahrungswissen aufwerten, die spezifischen Kompetenzen reiferer
MitarbeiterInnen nutzen und fördern. Am besten sind Teams,
die Jung und Alt vereinen.
Outletgestaltung:
Die spezifischen reduzierten Sinnesleistungen im Alter sind
längst bekannt, auch wie man darauf eingehen könnte.
Man muss es nur noch tun!
Regal-
und Sortimentsgestaltung: Dass man, wenn man reifere Kunden
anspricht, Produkte nicht so platziert, dass sie ausgewachsene
turnerische Leistungen verlangen, versteht sich (eigentlich)
auch von selbst.
Zusätzliche
Serviceleistungen: Reife Konsumenten wissen genau, was sie
wollen, und sie können und wollen darüber auch reden.
So man sie denn fragt...
Frage
7: Welche Branchen sind aus Ihrer Sicht bei der Bearbeitung
dieses Kundensements schon fortgeschritten?
Wirklich
fortgeschrittene Branchen sehe ich keine, es gibt allenfalls
einzelne geglückte Beispiele.
Frage
8: Was sollten Hersteller und Handel bei der Ansprache der
Generation 55plus allgemein beachten? Was sollten sie auf
jeden Fall vermeiden?
Nicht
Experten fragen, sondern direkt ihre eigenen reifen Kunden.
Frage
9: Welche Positionierungs- und Differenzierungsmöglichkeiten
bietet die Generation 55plus aus Ihrer Sicht?
Wer
die reifen Märkte überzeugt, überzeugt auch
alle anderen.
Frage
10: Welche (neuen) Wertschöpfungskonzepte sind aus Ihrer
Sicht geeignet, um das Wachstumspotenzial der Generation55plus
auszuschöpfen?
Alle
Konzepte, die die Versprechungen des Marketings ernst nehmen
und (endlich) wirklich die Kunden und ihr Bedürfnisse,
Wünsche, Erwartungen und Träume in den Mittelpunkt
stellen. Es gibt keine besseren Partner für ernsthafte
Marktdialoge als die reifen Kunden.