Moses 2.0: Wie wir gemeinsam den Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualit?t schaffen

Bekenntnisse eines Generalisten für reifende Lebensqualit?t

25. Die Sph?re der Lebens-Kunst

Insgesamt fünfzehn Lebensqualit?ts-Sph?ren haben wir mittlerweile identifiziert, n?mlich sieben Lebens-Sph?ren und acht Werte-Sph?ren. In einigen F?llen wurde bereits auf Zusammenh?nge und Verwandtschaften zwischen einzelnen Sph?ren hingewiesen, doch dr?ngt sich an dieser Stelle verst?rkt die Frage auf, wie wir mit der Gesamtheit dieser Lebensqualit?ts-Sph?ren umgehen und sie gleichsam alle unter einen Hut kriegen.

Ein erstes Prinzip dafür haben wir immer wieder bereits bei den überlegungen zu den einzelnen Sph?ren kennen gelernt: das richtige Ma?. Wenn wir eine Sph?re zu wenig ernst nehmen und zu wenig in sie investieren, reduziert das unsere Lebensqualit?t ebenso wie wenn wir es mit der Bedeutung einer Sph?re übertreiben und so viel in sie investieren, dass das auf Kosten anderer Sph?ren geht – und damit auf Kosten unserer Gesamt-Lebensqualit?t.

Weil dieses richtige Ma? individuell unterschiedlich ausf?llt, und weil es sich je nach Lebensphase und Situation auch ver?ndern kann, gibt es dafür keine verbindlichen Eich-Ma?st?be, die wir einfach abrufen k?nnten. Somit l?sst sich der Sinn für das richtige Ma? auch nicht in klassischer Weise lernen, es geht vielmehr um die Entwicklung eines Gespürs, eines Gefühls dafür. Dass diese Lernschritte einige Lebenszeit brauchen, versteht sich von selbst.

Das ist beim zweiten Prinzip nicht anders, n?mlich jenem der Balance. Das richtige Ma? innerhalb einer Lebensqualit?ts-Sph?re bemisst sich ja nicht isoliert von den anderen Sph?ren, vielmehr ist es tats?chlich eine Frage der richtigen Balance zwischen allen Sph?ren. Balance aber, das wissen alle, die entsprechende F?higkeiten bei einer sportlichen Bet?tigung brauchen, kann man ebenfalls nicht aus einem Schulbuch lernen, man muss vielmehr ein Gefühl dafür entwickeln, und das geht nur durch lange übung.

Auch bei den Lebensqualit?ts-Sph?ren ist es so. Perfekte Balance zwischen ihnen würde bedeuten, dass keine zu kurz kommt und keiner eine übertriebene Bedeutung zukommt. Perfektion in einem absoluten Sinne ist wohl kaum m?glich, aber im Laufe eines langen Lebens k?nnen wir diesem Zustand doch ziemlich nahe kommen. Was auch n?tig ist: Unsere Gesamt-Lebensqualit?t h?ngt entscheidend von einer ausgewogenen Balance zwischen den einzelnen Lebensqualit?ts-Sph?ren ab.

Im Bild von der Balance steckt noch die Vorstellung, die einzelnen Lebensqualit?ts-Sph?ren w?ren relativ unabh?ngig voneinander. Das ist natürlich nur bedingt der Fall, wie wir beispielsweise bei den engen Verflechtungen zwischen den Sph?ren der Echtheit, der Offenheit und des Respekts gesehen haben. Wenn wir die einzelnen Sph?ren unter einen Hut bekommen wollen, geht es also auch um deren Integration. Das bedeutet, Zusammenh?nge und Verflechtungen zwischen den einzelnen Sph?ren zu erkennen und zu nutzen. Als kleines Beispiel sei die Verbindung der Sph?ren der Gesundheit mit jener des Raums erw?hnt: Wenn wir einen Wohnort w?hlen, an dem es uns wohl ist, ja der uns gar Kraft gibt, tun wir natürlich gleichzeitig auch etwas für unsere Gesundheit. Wenn Sie sich bewusst mit Ihrer eigenen Lebensqualit?t auseinandersetzen, entdecken Sie mit Bestimmtheit weitere solche Zusammenh?nge, die das Potenzial zur Integration verschiedener Sph?ren in sich bergen.

Lebensgestaltung mit dem Ziel der Optimierung unserer Lebensqualit?t braucht somit beim Zusammenschluss aller Lebensqualit?ts-Sph?ren die F?higkeiten, das richtige Ma? zu finden, die einzelnen Sph?ren richtig auszubalancieren, sowie sie miteinander zu integrieren. Genau das ist es, was man seit der Antike unter Lebens-Kunst versteht: die Kunst der Lebensgestaltung auf h?chstem Niveau.

Die Sph?re der Lebens-Kunst ist, nach den bisherigen überlegungen logisch, den anderen fünfzehn Sph?ren übergeordnet. Sie sorgt dafür, dass keine der übrigen Sph?ren zu kurz kommt oder übertreibt, und sie nutzt die Potenziale der Integration verschiedener Sph?ren. Ich sehe diese Sph?re nicht als hierarchischen Chef, der alles bestimmt, sondern eher als Erste unter Gleichen, als Moderatorin gleichsam, die behutsam für eine Einigung der übrigen Sph?ren sorgt. Grund genug, sich um diese Sph?re sorgf?ltig zu kümmern, gibt es jedenfalls genug.

Das alles klingt nach einem hohen, fast nicht zu erfüllenden Anspruch, und der Begriff der Lebens-Kunst verst?rkt diesen Eindruck noch. Schlie?lich wissen wir, dass zum Künstler-Sein nur wenige berufen sind, n?mlich Menschen mit absolut au?ergew?hnlichen Talenten. Ist also auch Lebens-Kunst einer kleinen privilegierten Minderheit vorbehalten?

Zum Glück nein, denn der Begriff der Lebens-Kunst ist etwas unglücklich gew?hlt. Viel passender hei?t die Sache Lebens-Kunsthandwerk. Ein Kunsthandwerk aber ist viel leichter zug?nglich als eine eigentliche Kunst; wer nicht gerade das Pech hat, v?llig bar jeden Talents zu sein, kann es lernen, immer vorausgesetzt, er oder sie ist bereit, dafür ordentlich zu üben. Ein paar geistige Anregungen von au?en – so wie diese hier – k?nnen dabei nichts schaden, aber sie k?nnen niemals den besten Lehrmeister für Lebenskunst ersetzen: das Leben selbst – Ihr Leben.

Der Philosoph Wilhelm Schmid bezeichnet dieses Lernen und üben als ?Lebensarbeit“, die er unterteilt in die Arbeit an uns selbst, Arbeit an Freundschaft, Familienarbeit, Bürgerarbeit, Mu?e als Arbeit, Arbeit am Sinn und schlie?lich Erwerbsarbeit. Natürlich gibt es keine Lebenskunst ohne anstrengende Arbeit, aber ich habe doch meine Zweifel, ob es eine geglückte Wortwahl ist, sie so ausschlie?lich auf den Aspekt der Arbeit zu reduzieren, denn auch beim üben unserer Lebens-Kunst f?llt uns immer wieder mal was zu, ganz einfach so als Geschenk und ohne eigenen Verdienst.

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Ausgesprochen gut gef?llt mir jedoch die Formulierung, die Schmid im Zusammenhang mit der Arbeit an sich selbst verwendet, sicher dem wichtigsten Feld von Lebens-Kunst: Diese Arbeit an sich selbst solle man tun um einer Selbstbefreundung willen. Mit sich selbst befreundet zu sein, ist sicher ein lohnendes Ziel von Lebens-Kunst, eines, das uns helfen kann, uns immer wieder neu zu motivieren, in diesem Kunsthandwerk noch besser zu werden.

Hilfreich dabei ist schlie?lich auch die Perspektive der Reifung: Lebens-Kunst braucht Zeit zum reifen. Umgekehrt hei?t das: Wir k?nnen tats?chlich immer besser werden und damit darauf hoffen, dass wir in reiferen Jahren das Kunsthandwerk des Lebens beherrschen werden, auch wenn Perfektion ein illusorisches Ziel bleiben muss. Und das bedeutet, dass wir echten Grund haben, uns auf das ?lter Werden zu freuen. Einfach darum, weil unsere F?higkeit zur Lebens-Kunst besser wird – und damit auch unsere Lebensqualit?t...

Zum überdenken Ihrer eigenen Lebensqualit?t und deren Sph?ren werden in der folgenden Abbildung alle sechzehn Sph?ren noch einmal im überblick grafisch dargestellt:

 

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Kunsthandwerk hat goldenen Boden

Dass ich meinen Beruf nun schon seit etlichen Jahren als Zukunfts-Philosoph bezeichne, ist keine Referenz an eine blutleere akademische Disziplin, die nur ein paar Spezialisten zug?nglich ist. Vielmehr ist es eine bewusste Erinnerung an das, was Philosophie bei ihren Erfindern und Gründern, den alten Griechen, bedeutete, n?mlich eine Schule der Lebens-Kunst.

Damit ist auch klar, dass diese ersten Philosophen Lebens-Kunst durchaus für lernbar hielten, sie also wie ich eher als Kunsthandwerk verstanden, für das man sich von au?en Impulse holen kann, das man sich aber nur durch eigene übung – und durch Selbstreflexion – aneignen kann.

Heute hat diese Auffassung von Philosophie wieder Boden gewonnen. Immer mehr Menschen entdecken, dass nachdenken und voraus denken über das eigene Leben dessen Qualit?t nicht beeintr?chtigen muss, sondern sie im Gegenteil verbessern kann. Und manche im philosophischen Denken geschulte Experten unterstützen sie dabei. Mit mindestens so gutem Erfolg wie Psychotherapeuten oder professionelle Coachs.

Insofern hat das Lebens-Kunsthandwerk heute schon goldenen Boden. Pers?nlich kann zwar von Gold noch keine Rede sein, aber ich stelle zunehmend fest, dass meine Gedanken und überlegungen zum Kunsthandwerk des Lebens und zur Optimierung von Lebensqualit?t ihre Resonanz finden. Und dieser Resonanz-Boden ist mir fast noch wichtiger als der goldene.

Entscheidend für Ihre Lebensqualit?t ist das ohnehin nicht. Lebens-Kunst l?sst sich nun mal nicht delegieren, m?gen meine Impulse zur Optimierung Ihrer Lebensqualit?t auch noch so gut und in meinem eigenen Leben erprobt, erlitten und geglückt sein. Zuletzt ist es immer Ihr Leben, das Sie selber durchdenken und gestalten müssen. Nur Sie selbst k?nnen aus Ihrem Lebens-Kunsthandwerk einen goldenen Boden für Ihr eigenes Leben schaffen.

Die Idee von Lebens-Kunst als Integration der unterschiedlichen Lebensqualit?ts-Sph?ren, die in diesen letzten Abschnitten meiner Ausführungen beschrieben wurden, kann dabei eine wertvolle Anregung zur eigenen Lebensgestaltung sein. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.