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Gelassenheit bitte !
Erinnern
Sie sich noch an die Anfänge des Internets ? Damals konnte man
von schnellen und stabilen Datenleitungen nur träumen. Man wusste
zwar, dass sie eines Tages kommen würden, doch klar war auch, dass
das noch ein paar Jährchen dauern würde. Jetzt ist es so weit.
Dieses
sehnsuchtsvolle Warten auf Entwicklungen, die mit Sicherheit kommen
werden, wenn auch nicht gleich, gilt auch für andere Bereiche.
Klar ist zum Beispiel, dass in der Arbeitswelt eines fernen Tages Erfahrungswissen
wieder geschätzt sein wird. Doch bis aus der Mehrheit der deutschen
Unternehmen, die niemanden über 50 beschäftigen, eine kleine
Minderheit geworden ist, wird noch einige Zeit vergehen. Die demografische
Entwicklung verläuft schleichend, wenn auch unaufhaltsam.
Wenn,
worauf viele Zeichen hindeuten, unsere Geselschaft nicht nur älter
wird, sondern auch reifer, führt dies zwangsläufig zu einer
Veränderung der Kultur, vor allem der Werte. Es werden uns andere
Werte etwas wert sein als heute.
Im Zentrum
des reifen Werteuniversums steht die schöne Tugend der Gelassenheit.
Unsere Kultur wird gelassener werden. Und das ist auch gut so. Statt
ständig gespeedet herumzudüsen, werden wir uns vermehrt ruhig
und gelassen zurücklehnen und uns erst einmal fragen, ob sich der
ganze Aufwand wirklich lohnt, ob er es wert sei, die eigene Gesundheit
durch permanenten Stress zu gefährden.
Der Soziologe
Gerhard Schulze sieht eine Kultur der Annäherung und des Ankommens
heraufdämmern, in der die zwanghafte Suche nach immer neuen Ufern
in den Welten von Nutzen und Können allmählich abgelöst
wird durch eine gelassene Arbeit am eigenen Sein und Sinn.
Noch sind
wir nicht so weit. Auch wenn das Ausmass der Flutkatastrophe in Südostasien
unfassbar schien, ist es doch unverzeihlich, wenn eine sonst seriöse
Schweizer Tageszeitung mit der Schlagzeile auftrat "Die gröste
Naturkatastrophe aller Zeiten". Die Saurier würden, wenn sie
noch könnten, bestimmt zu einer anderen Rangliste kommen und uns
zu etwas mehr Gelassenheit mahnen.
Auch die
zu Zeiten des Jahreswechsel üppig spriessenden Zukunftsprognosen
zeugen nicht von eben viel Gelassenheit. Wer die Zukunft in den schwärzesten
Farben malt, findet am meisten Gehör. Dumm ist nur, dass jene,
die sich zu Recht dagegen wehren, die Zukunft schlecht zu reden, oft
ebenfalls alles andere als gelassen reagieren und ihrerseits in Alarmismus
ausbrechen - nur diesemal einfach über den grassierenden Alarmismus...
Gelassen,
wenn auch erfreut, nehme ich dagegen zur Kenntnis, dass in meiner Umgebung
das Mass an Gelassenheit sehr wohl ansteigt. Dasselbe Ergebnis bringt
auch eine Selbstbeobachtung. Wie weit das einfach die Gnade der zunehmenden
Jahrringe ist, und welchen Anteil ich selbst daran habe, wage ich nicht
zu beurteilen. Fest steht nur, dass sich diese gewachsene Gelassenheit
gut anfühlt. Weshalb ich auf eine Fortsetzung hoffe...
Einen
ähnlichen Prozess wünsche ich Ihnen auch.
Und überhaupt: