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(In dieser Rubrik werden Texte veröffentlicht, die geschrieben wurden, lange bevor es den Begriff der Bewusstseins-Elite gab, und die dennoch auch heute und morgen Impulse geben können. Falls Sie selber solche Texte kennen, lassen Sie es mich bitte per Mail wissen.)

Dieser Artikel stammt von einem Verfechter des Modells vom "fließenden Geld", das auf die Freiwirtschaftstheorie von Silvio Gesell zurückgeht. Dazu mehr am Schluss des Artikels. Der Beitrag ist jedoch gleichzeitig eine spannende Reflektion über Bewusstsein und Resonanz. Mehr über den Autor ebenfalls am Schluss des Beitrags.


Die Posaunen von Jericho

Die Geldreformbewegung kann den Systemwechsel einleiten, wenn ihre Posaunen Resonanz erzeugen.

Von PROF. WOLFGANG BERGER*

I. Alle Materie reagiert auf Schwingungen

Körper im gleichen Schwingungszustand sind - so heißt es - miteinander "in Resonanz". Das klassische Beispiel dafür ist die Stimmgabel. Ein alltägliches Beispiel ist ein lockeres Blech in einem alten Auto, das auf eine bestimmte Umdrehungszahl des Motors reagiert. Ein historisches Beispiel sind die Posaunen von Jericho - der Palmenstadt im Jordantal mit ihren herrlichen Prachtbauten zur Zeit Jesu. Die mit den Posaunen verbreiteten Schwingungen haben sich auf die Stadtmauern übertragen. Resonanz hat sie einstürzen lassen.

"Wer das Geheimnis des Tones kennt, kennt das Mysterium des Weltalls", berichtet der Sufi Hazrat Inayat Khan von der Offenbarung des Propheten Mohammed. Wenn eine Saite schwingt, geschieht etwas ganz und gar Wunderbares: Nicht nur die ganze Saite - also ihr Grundton - schwingt.

Zwangsläufig schwingt auch die halbe Saite mit - also die nächst höhere Oktave. Und es schwingen 2/3 der Saite (die Quinte) und 3/4 (die Quarte) und 4/5 (die große Terz) und 5/6 (die kleine Terz) und so weiter. Die ganze Tonleiter erklingt, nur eben als Obertonreihe. Jeder Ton enthält alle Töne.

Das griechische Wort "tónos" heißt nicht nur Ton, sondern auch Kraft.

II. Der Dritte Weltkrieg hat schon begonnen - und wir schauen zu

Die Grundschwingung, auf die alle anderen Schwingungen aufmoduliert sind, ist das Gesetz, nach dem die Welt sich bewegt. Wer sich auf sie einstimmt, ist in Resonanz mit dem "Fluss" - mit dem morphogenetischen Feld — der Welt. Mihaly Csikszentmihalyi - der als "Glückspsychologe" bezeichnete Amerikaner ungarischer Herkunft - hat hierfür den Begriff "Flow" geprägt. Wer in Resonanz mit dem Fluss der Welt ist, bewegt sich "in the flow" (im Fluss). Ihm geht alles leicht von der Hand, seine Vorhaben gelingen "von selbst" - aus seinem Selbst heraus.

Das gilt gegenwärtig für die "Heuschreckenschwärme": Verkehrs- und Versorgungssysteme, Wasserwerke, Abwassersysteme, kommunale Kommunikationssysteme, öffentliche Gebäude, Fernverkehrsstraßen, Rohstofflager, Zeitungsverlage, Fernsehanstalten - alles fällt ihnen zu. Sie prägen die öffentliche Meinung, machen sich die Politik untertan und wir schauen zu.

Die großen Veränderungen der Menschheitsgeschichte sind nie das Ergebnis kriegerischer Auseinandersetzungen gewesen. Kriege sind Symptome veränderter Schwingungsmuster. Sie bewegen die Welt genauso wenig, wie das Thermometer die Temperatur verändert. Auch der "Dritte Weltkrieg", den der Finanzsektor gerade gegen das Leben auf diesem Planeten führt, spiegelt nur die Schwingungsmuster von uns allen. Keine Weltmacht, kein die Welt beherrschendes Gesellschafts-

oder Wirtschaftssystem ist je militärisch besiegt worden, auch zuletzt der Kolonialismus und der Kommunismus nicht. Und trotzdem sind sie jedes Mal untergegangen, wenn die Grundschwingung sich geändert hat und die alten Führer mit den neuen Gegebenheiten nicht mehr in Resonanz gewesen sind. Die Geschichte ist nicht zu Ende - unserem heute die Welt beherrschenden System eines ungeregelten Kapitalismus wird es nicht anders ergehen: den Anfang von seinem Ende spüren wir jeden Tag. Die Geldreformbewegung kämpft gegen den Fluss der Welt an und löst dadurch manchmal kleine Wirbel aus, bewirkt aber kaum etwas. Es müssten Wirbelstürme entfacht werden und das gelingt nicht. Solange das aber nicht gelingt, kann es nicht darum gehen, die Gesetze zu ändern. Wir müssen sie respektieren und nicht gegen, sondern durch sie arbeiten.

III. Die Geldreformbewegung produziert Schwingungssalat

Auch unsere Nerven und Zellen reagieren auf Schwingungen - sogar auf extrem feine und schwache, die vor kurzem noch gar nicht messbar waren: die Gehirnwellen. Die Neurologie ist gerade dabei, Dinge zu erklären, die uns noch vor wenigen Jahren als esoterischer Hokuspokus vorgekommen sind. Aber auch das hat die Sprache uns schon vorausgesagt: Das lateinische "cantare" wird im Allgemeinen mit "singen" übersetzt. Ursprünglich aber heißt es "zaubern".

Viele definieren sich durch das, was sie zu sein scheinen. Die Kultur der verschiedenen Äste der Geldreformbewegung spiegelt diesen Sachverhalt. Es geht nicht um das richtige Bewusstsein, sondern um die richtige Lösung. Die Tragik dabei ist: Eine richtige Lösung gibt es nicht. Eine Lösung wird richtig, wenn alle, auf die es ankommt, hinter ihr stehen. Solange aber jeder eine andere Lösung für richtig hält, bleibt jeder dieser Ansätze falsch. Schwingungssalat produziert Stress, aber keine Ergebnisse.

Die härteste Realität in der Geldreformbewegung ist nicht das eisige Schweigen der Presse, der Wissenschaft, der Politik. Die härteste Realität sind nicht die Banken, die Parlamente, die Regierungen, nicht die "Heuschreckenschwärme" und vor allem nicht der Zins. Die härteste Realität der Geldreformbewegung ist ihr Bewusstsein - das, was ihre führenden Vertreter und Aktivisten übereinander denken.

Diese Gedanken produzieren Resonanz und übertragen sich auf die Welt; sie verbreiten Wellen, so wie jeder Stein, den wir in einen Bergsee werfen; sie stecken die Menschen an, die ihren "Empfang" auf diese Frequenz eingestellt haben und in Resonanz mit ihnen sind: Entweder die, die immer Teil eines Problems sind. Oder die, die immer Teil einer Lösung sind. Entweder die, die immer hoffen, aber wissen, dass es nicht klappt und resignieren. Oder die, die das tun, was zu tun ist und dabei ihre Lebensaufgabe erfüllen. Entweder die Knechte - die Opfer von dem, was geschieht. Oder die Meister- die Ursache für das, was geschieht. Die Knechte unseres destruktiven Geldsystems hoffen auf Besserung, resignieren immer wieder und machen sich so zu einem Teil des Problems. Politik muss dieses Bewusstsein spiegeln. Täte sie es nicht, würden die Politiker von ihm hinweggefegt.

Es geht gar nicht darum, die richtige Lösung für alle Detailfragen parat zu haben, über Details der Geldmengensteuerung, Kontenformen, Demurrage-Sätze oder Modalitäten ihrer Abbuchung einig zu sein. So wie bei Koalitionsverhandlungen ist für die Details noch Zeit, nachdem die Entscheidung gefallen ist, fließendes Geld einzuführen. Schließlich müssen die Experten, die das Projekt dann praktisch und konkret vorbereiten, auch noch ihre Duftnoten einbringen, um sich damit identifizieren zu können.

Es geht jetzt einzig und allein darum, dass die Posaunen der verschiedenen Zweige der Geldreformbewegung kraftvoll den gleichen Ton anstimmen und dadurch die Mauern unseres destruktiven Geldsystems ebenso einstürzen lassen, wie damals die von Jericho.

IV. Unsere Sprache ist weise - sie weist uns den Weg

Die Physik unterscheidet in der materiellen Welt zwischen Teilchen und Feldern. Teilchen sind zum Beispiel Elektronen oder Quarks. Zu einem bestimmten Zeitpunkt existieren sie immer nur an einem bestimmten Ort. Felder werden z. B. durch den Elektromagnetismus gebildet oder durch die Kernkräfte, die die Elektronen auf ihren Bahnen um den Atomkern halten. Felder existieren ohne räumliche oder zeitliche Begrenzungen.

Felder werden durch Kraftlinien dargestellt. Entlang dieser Linien wirken Kräfte, die wir nicht direkt beobachten können. Wir beobachten nur das Verhalten der Teilchen oder der Materie, die sich aus Teilchen zusammensetzt. Wir erkennen die Kraftlinien also indirekt - an ihren Wirkungen. Das klassische Physik-Experiment zum Magnetismus hat uns das vor Augen geführt: Eisenspäne machen die unsichtbaren magnetischen Kraftlinien sichtbar.

Überall im Kosmos wirken Teilchen bzw. Materie und Felder bzw. Schwingung symbiotisch zusammen. Unsere mechanistische Weitsicht hat uns dazu verleitet, die Materieteilchen sehr wichtig zu nehmen. Aber eigentlich können wir sie vernachlässigen. Wenn die Materie, aus denen unser Körper besteht, in sich zusammenfallen würde - ohne die große Leere zwischen den Elektronen und den Atomkernen - jeder von uns wäre kleiner als ein Staubkorn. Wir können die Materie wirklich vernachlässigen. Der Mensch wird Von Feldern gesteuert; er ist ein Resonanzkörper für Signale von außen, die er moduliert. Die Gleichartigkeit des Verhaltens wird bei Pflanzen chemisch gesteuert, bei höheren Tieren und Menschen dagegen neuronal - und das heißt chemisch und elektromagnetisch.

Alle reden von Information, von Qualifikation und von Kompetenz. Die lateinischen Wurzeln dieser Begriffe haben nicht die Bedeutung, die wir ihnen heute geben: Qualifikation kommt von "qualis facere" und heißt "wie erschaffen" (Wer sind wir?). Information kommt von "in formatica" und bedeutet "von innen geformt" (Wie entwickeln wir uns?) und Kompetenz kommt von "competere", "sich entsprechen" (Wem ist unsere "Wellenlänge" ähnlich?). Im Englischen wird die Qualität der Beziehung zwischen Menschen auch mit "chemistry" (Chemie) bezeichnet.

V. Am Laserstrahl erkennen wir, wie es geht

Wenn wir unser destruktives Geldsystem abschaffen und fließendes Geld einführen wollen, müssen wir für dieses Projekt gemeinsam Verantwortung übernehmen. Viele arrangieren sich hier mit inneren Widersprüchen und sehen sich als Opfer dunkler Mächte oder einer Instanz, die wir gern "Schicksal" nennen. "Was die Menschen gemeiniglich ihr Schicksal nennen", hat Arthur Schopenhauer dazu bemerkt, "sind meistens ihre eigenen dummen Streiche." Und es gibt ja nicht nur EinzeIschicksale, sondern auch kollektive Schicksale.

Wir übernehmen keine Verantwortung, indem wir missionieren und versuchen eine Mehrheit von unseren Ideen zu überzeugen. "Überzeugung" zeugt nicht; sie ist wie Überlastung, die die Last nicht trägt. Wir brauchen keine Mehrheit. Beim Laserstrahl sind sieben Prozent der Photonen auf einen Punkt ausgerichtet. Die übrigen dreiundneunzig Prozent werden magnetisch angezogen von dem Feld, das die wenigen bilden, die fokussiert vorgehen. Mitläufer werden schließlich auch gebraucht.

Dieses Muster ist auf soziale Prozesse übertragbar: Sieben Prozent der Franzosen wollten die Monarchie stürzen und haben eine Revolution angezettelt. Sieben Prozent der Nordstaatler in den Verreinigten Staaten waren gegen die Sklaverei und haben sie abgeschafft. Sieben Prozent der Deutschen waren überzeugte Nazis und haben die anderen hineingezogen. Sieben Prozent der DDR-Bürger sind mutig auf die Straße gegangen und haben die Mauer eingerissen. Sieben Prozent verändern die Welt, wenn und sobald sie Verantwortung übernehmen.

Das Wort Ver-antwort-ung zeigt an, dass eine Antwort erwartet wird. Eine Antwort worauf? Nun, die Fragen nach dem "Wie?" und "Wann?", dem "Woher?" und "Wohin?". dem "Womit?" und "Wo ohne?", dem "Wie viel?" und "Wie wenig?" werden besser erst dann beantwortet, wenn eine Systementscheidung gefallen ist. Verantwortung für unser gemeinsames Projekt übernehmen wir, indem wir die Frage nach dem "Warum?" beantworten.

Sobald diese Frage gestellt und überzeugend beantwortet ist, entsteht eine Kraft, die Wunder wirkt. Diese Frage und die Antwort darauf erzeugen Sog - Sog für Entwicklung, für Erfolg, für einen Durchbruch ZU einem System mit fließendem Geld.

Das Erstaunliche dabei ist aber nun: diese Zukunft ist der Anfang des Prozesses; sie entsteht zuerst - in der fokussierten und einheitlichen Vision aller Geldreformbewegungen. Und am meisten überrascht bei diesem "Aufrollen von hinten" ein Mechanismus, der aller herkömmlichen Logik widerspricht: Die Wirkungsrichtung ist umgekehrt - nicht Ursachen produzieren Wirkungen, sondern Wirkungen ziehen die Ursachen an, die sie zu ihrer Verwirklichung brauchen.

VI. Wir stimmen unsere Posaunen

"Wenn wir die wirklich großen Schätze vor uns haben, erkennen wir es nie", sagt Paulo Coelho, "weil die Menschen nicht an Schätze glauben." Wir meinen, das betrifft uns nicht, weil wir unseren großen Schatz kennen: das Erbe von Silvio Gesell. Und wir sehen nicht, dass es darum heute gar nicht mehr geht: fließendes Geld ist ein notwendiger Teil einer intakten menschlichen Gemeinschaft, so wie fließendes Wasser ein notwendiger Teil einer intakten Natur ist.

Die großen, unerkannten Schätze, die wir vor uns haben, sind die Gesinnungsgenossen, die um unsere Wahrheit schon wissen - wir werden die kritische Masse von sieben Prozent erreichen. Der große, unerkannte Schatz, den wir vor uns haben, ist das selbstlose Engagement von vielen — Engeln in Menschengestalt, die wir als Heilige erkennen, behandeln und gemeinsam mit ihnen nur noch den Ton spielen sollten, der die Mauern des Systems einstürzen lässt, so wie damals in Jericho.

VII. ... und spielen nur noch einen Ton

Der Jazz-Professor Joachim-Ernst Berendt beschreibt, wie er diesen Ton erlebt hat- während der Meisterkurse des großen Pablo Casals. Bitte - während wir dieses Schlusszitat lesen - spannen wir mit unseren Gedanken und Gefühlen einen "Bogen" über unser gemeinsames Projekt und seine vielen verschiedenen Äste. Bitte - während wir dieses Schlusszitat lesen - nehmen wir diesen Ton der Töne mit und bringen ihn ein in unsere gemeinsame Arbeit der nahen Zukunft, die "in the flow" dazu beitragen wird, den Fluss der Welt umzuleiten.

"Es ist, als ob dieser Ton ein Ohr in mir erreicht, das es bisher noch gar nicht gibt. Es ist, als ob dieser Ton alle Höhen durchdringt und mich im Innersten trifft. In einem Innersten, das ich bis dahin nicht wahrgenommen habe. Und doch ist mir dieses Innerste mit einem Male mehr vertraut als alles, was ich an mir kenne.

Als dieser eine Ton verklungen ist, bin ich mir für einen Augeblick unsicher, ob Casals ihn überhaupt gespielt hat oder ob es nur gerade ganz still im Raum gewesen ist. Es ist ein Ton, in dem alle Töne klingen und in dem alle Stille ist.

Nicht nur kann ich diesen Ton nicht vergessen. Seit jenem Erlebnis suche ich danach, selbst so zu werden, dass mein Hören, mein Tun, mein Leben sich für diesen "Ton" öffnet. Damals ist mir etwas begegnet, das den Horizont unseres Begreifens überschreitet: Etwas Absolutes, Unbedingtes, Ewiges - der Ton, in dem alle Töne klingen, der Ton in dem alle Stille ist."


Dieser hier leicht gekürzte Artikel erschien zuerst in "Humanwirtschaft" 01/2006


Die Freigeldtheorie von Silvio Gesell

(zitiert aus Wikipedia)

Johann Silvio Gesell (* 17. März 1862 in Sankt Vith (heute Belgien); † 11. März 1930 in der Obstbau -Genossenschaft Eden bei Oranienburg) war Kaufmann, Finanztheoretiker, Sozialreformer und Begründer der Freiwirtschaftslehre.

Unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Krisen Argentiniens auf die eigene Geschäftstätigkeit erfasste Gesell die hohe Bedeutung einer gleichmäßigen Umlaufgeschwindigkeit des Geldes für eine krisenfreie Wirtschaft. Er erkannte, dass Geld der Wirtschaft nur als Tauschmittel dienen, sie aber nicht als Hortungsmittel lähmen darf.
Alles in der Natur unterliegt – so wurde ihm klar – dem rhythmischen Wechsel von Werden und Vergehen, nur das Geld scheint der Vergänglichkeit alles Irdischen entzogen. Da das Geld im Gegensatz zu Waren und menschlicher Arbeitskraft weder „rostet“ noch „verdirbt“, kann ein Geldbesitzer sein Geld ohne Nachteil zurückhalten, „horten“. Er kann warten, bis die Waren für ihn billig oder die Zinsen hoch genug sind. Mit dem Zuwarten stört er den Wirtschaftskreislauf. Händler werden gezwungen, ihre Preise zu senken. In der Folge müssen sie ihre Kosten durch Kredite decken. Diesen Bedarf lässt sich der Geldbesitzer durch den Zins belohnen, ein Einkommen, für das er keine Leistung erbringt. Die Zinseinnahme verleiht er erneut, so dass seine Zinseinnahmen ständig wachsen (Zinseszins). So werden „leistungslos“ Reichtümer dort angehäuft, wo sie nicht benötigt werden. Im Gegenzug dazu wird der arbeitenden Bevölkerung der ihr zustehende volle Arbeitsertrag vorenthalten.
Durch die Marktüberlegenheit des Geldbesitzers sah Gesell das freie Kräftespiel zwischen Verkäufer und Käufer grundlegend gestört. Daraus zog er den Schluss, Geld solle in seinem Wesen der Natur entsprechen und natürlichen Dingen nachgebildet sein. Das Geld in der Hand eines Geldbesitzers müsse wie menschliche Arbeitskraft und Waren mit der Zeit an Wert einbüßen, dann habe er auf dem Markt keine Vormachtstellung mehr. Geld wäre einem ständigen Weitergabedruck unterstellt. Jeder Geldbesitzer würde sein Geld nicht zu lange zurückhalten, sondern damit Waren oder Dienstleistungen kaufen, laufende Rechnungen bezahlen oder es ohne Zinsforderung verleihen, um so der Wertminderung zu entgehen. So wirke Geld als Diener des Menschen und nicht als dessen Herrscher.
Dieses Geld nannte Gesell „Freigeld“. Mit ihm wäre die schädliche risikofreie Hortungsfähigkeit des Geldes überwunden. Zur Verwirklichung seiner Idee schlug er den Wechsel vom damals noch vorherrschenden Münzgeld zu Papiergeld vor, an dem sich die erforderlichen Vermerke über Wertminderung oder Gültigkeitsverfall eines Geldscheins vornehmen lassen. Wegen seiner Wertminderung würde Freigeld auch bei sinkenden Preisen (Deflation) und niedrigen Zinssätzen nicht gehortet werden. Gesell glaubte, auf diese Weise käme es zu einem starken und dauerhaften Kapitalangebot für die Wirtschaft. Er wollte so „den Zins in einem Meer von Kapital ersäufen“, wie er sich ausdrückte. Durch seinen gesicherten Umlauf würde Freigeld der Wirtschaft Krisen ersparen und durch das Absinken des allgemeinen Zinsniveaus zugleich die soziale Frage lösen.

Stabiles Geld - stabile Wirtschaft
Oberstes Ziel Gesells war eine Wirtschaft ohne störende Konjunkturschwankungen und eine gerechte soziale Ordnung. Im Hinblick darauf forderte Silvio Gesell auch einen stabilen Geldwert, verbunden mit freien Wechselkursen und Aufhebung der Golddeckung. Dies bedeutet die Lösung der Geldmenge von den Goldvorräten der Zentralbanken wie auch die Aufhebung ihrer Einlösungspflicht von Geld gegen Gold.
Erst durch den durch Freigeld gesicherten stetigen Geldumlauf würde es möglich werden, die Menge des Geldes so zu dosieren, dass seine Kaufkraft und damit auch die Preise stabil bleiben. Der Zentralbank, in Deutschland damals die Reichsbank, sollte das Recht zur Ausgabe von Banknoten entzogen und einem unabhängigen Währungsamt übertragen werden. Zum Steuern der Geldmenge würden ihm lediglich eine Druckerpresse zum Druck von Banknoten bei Geldmangel und ein Ofen zum Verbrennen derselben bei Geldüberschuss genügen. Es würde keine massiven Schwankungen in der Wirtschaft und keine störenden Deflationen und Inflationen mehr geben. Auch die sozialen Unruhen durch hohe Arbeitslosigkeit würden, laut Gesell, dauerhaft beseitigt.
In Ergänzung zu flexiblen Wechselkursen schlug Gesell auch die Bildung einer internationalen Zahlungsvereinigung (Internationale Valuta-Assoziation, IVA) und die Einführung einer internationalen Währung mit Umlaufsicherung vor. Damit wollte er den internationalen Zahlungsverkehr erleichtern und ihn von bestehenden Länderwährungen unabhängig machen.


*Prof. Wolfgang Berger ist promovierter Philosoph und Ökonom. Er leitet das @2005 Business Reframing@ Institut GmbH, Karlsruhe, das die Genialität in mittelständischen Unternehmen provoziert: www.business-reframing.de. Mit diesem Beitrag will er die Genialität der Geldreformbewegung provozieren.