Gigerheimat: Werte |
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5. Lebensgestalter in Raum und Zeit
Die Stausituation, mit der wir uns in der letzten Frage beschäftigt haben, ist nur eine mögliche Schnittstelle von Raum und Zeit. Und da Elemente wie Mobilität und Beweglichkeit sowie die Bewegungsart des Driftens immer wieder herumschwirren, wenn von neuen Leitbildern die Rede ist, steigen wir in unser Portrait des Leitbilds "Lebensgestalter" mit einigen Fragen zur grundsätzlichen Orientierung in Raum und Zeit ein.
Reise-Aktivitäten
Wenn wir schon unterwegs sind: Reisen Lebensgestalter mehr in der Weltgeschichte herum als andere, oder gleich viel oder weniger ? Und Sie ?
Selbstbild |
Lebens- gestalter |
|
Reisen mehr als andere Leute |
27% |
72% |
Reisen gleich viel wie andere Leute |
42% |
26% |
Reisen weniger als andere Leute |
31% |
2% |
Eindeutiges Ergebnis: Im Stereotyp der Lebensgestalter spielt ihre Mobilität eine große Rolle. Das heißt im übrigen nicht, daß diese häufige Reiserei bei SensoNet einem tief empfundenen Wunsch entspräche. Immerhin hat SensoNet in einem früheren Fragenspiel den Wunsch nach einem "Nachlassen des Mobilitäts-Wahns" in der Hitliste der Transport-Träume ganz oben plaziert und damit das Bedürfnis nach einem weniger von stetigem Unterwegssein geprägten Leben formuliert.
Das führt uns zur Frage, mit welcher räumlichen Umgebung man sich identifiziert. Wir haben zu diesem Zweck ein neunstufiges Modell von konzentrischen räumlichen Kreisen gebildet, das von den eigenen vier Wänden über Nachbarschaft, Gemeinde, Region, Land bis hin zu Europa und dem ganzen Planeten Erde führt, und zu jedem Raum gefragt, wie stark sich Lebensgestalter wohl damit identifizieren - und wie sehr man das selber tut.
Wir können auf die Darstellung der Einzelergebnisse verzichten, denn es gibt kaum gewichtige Abweichungen zwischen dem Bild der Lebensgestalter und dem Selbstbild - mit zwei Ausnahmen an den beiden geographischen Polen:
- Mit den eigenen vier Wänden identifizieren sich "stark" 80% von SensoNet, aber nur 50% im Stereotyp der Lebensgestalter.
- Umgekehrt identifizieren sich im Lebensgestalter-Stereotyp 56% stark mit dem ganzen Planeten Erde, aber nur 44% von SensoNet.
Weil räumliche Verwurzelung nie ein abstraktes Phänomen ist, sondern immer auch mit sozialen Netzen zu tun hat, haben wir mit derselben geographischen Einteilung auch danach gefragt, wo sich die sozialen Netze von Lebensgestaltern wohl befänden - und wo die eigenen zu finden sind. Auch hier lassen sich die Ergebnisse leicht zusammenfassen: In der engeren Umgebung bis hin zur eigenen Stadt haben Lebensgestalter etwa gleich viel Freundinnen und Bekannte wie man selber. Dagegen glaubt man, Lebensgestalter hätten außerhalb des engeren Lebensraumes deutlich größere soziale Netze als man selber: Außerhalb von Europa etwa hat nur jedes fünfte SensoNet-Mitglied viele Freunde und Bekannte, dagegen (in der Projektion natürlich !) jede(r) dritte(r) LebensgestalterIn.
In der Summe bedeutet dies übrigens: Lebensgestalter haben größere soziale Netze als man selber. Womit über deren Intensität noch gar nichts gesagt ist.
Wenn wir schon bei den eigenen vier Wänden sind, lohnt es sich vielleicht, noch etwas vertieft danach zu fragen, was diese bedeuten:
Wohnung: Lebensmittelpunkt oder Basislager ?
Was bedeuten die eigenen vier Wände wohl für Lebensgestalter: eher den eigentlichen Lebensmittelpunkt oder eher das Basislager für außerhäusliche Aktivitäten, die im Zentrum stehen ?
Selbstbild |
Lebens- gestalter |
|
Eindeutig/eher Lebensmittelpunkt |
46% |
17% |
Beides ziemlich gleichgewichtig |
33% |
35% |
Eindeutig/eher Basislager |
16% |
49% |
Klar: Lebensgestalter sind alles andere als "Cocooning-Typen". Sie reisen viel herum, ihre vier Wände sind deshalb kein Lebensmittelpunkt. So könnte man erwarten, daß sie auch an die Einrichtung ihrer vier Wände andere Erwartungen haben als SensoNet:
Kriterien bei der Einrichtung von Wohnung oder Haus
Was sind für Lebensgestalter die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl der Einrichtung ihrer Wohnung oder ihres Hauses ? Bitte kreuzen Sie jeweils die drei wichtigsten Kriterien an.
(nur Auswahl aus den Antworten:)
Selbstbild |
Lebens- gestalter |
|
Ausdruck der eigenen Persönlichkeit |
40% |
73% |
Funktionalität, Zweckerfüllung |
35% |
55% |
Wohlfühleffekt |
60% |
44% |
Gemütlichkeit |
53% |
15% |
Das Bild, das SensoNet hier von den Lebensgestaltern zeichnet, ist ziemlich kühl, um es mal vorsichtig zu formulieren. Und so cool ist man selber nicht und will es wohl auch nicht sein. Die eigenen vier Wände etwa sind nun mal kein rein funktionales Basislager wie im Lebensgestalter-Stereotyp, sondern ein Ort, der gemütlich ist und an dem man sich wohl fühlt.
Wenn Lebensgestalter zu sein also wirklich bedeutet, daß man sehr, sehr cool sein muß und wenig Gewicht auf emotionale Bedürfnisse legen kann, dann kann das Leitbild nur begrenzte Attraktivität aufweisen, dann kommt zwangsläufig das Gefühl, so sein zu wollen würde eine glatte Überforderung für einem selbst bedeuten.
Erste Anzeichen dafür haben wir bereits entdeckt, hier ist noch eines. Wir fragen diesmal nach der Orientierung in der Zeitdimension:
Orientierung in der Zeitdimension
Wenn wir schon bei Raum und Zeit sind: In welchen Zeiträumen leben Lebensgestalter vor allem ? Und Sie ? (bitte jeweils nur eine Antwort ankreuzen)
Selbstbild |
Lebens- gestalter |
|
In der Vergangenheit (alles, was ich bin, ist Erinnerung) |
2% |
1% |
In der Gegenwart (ganz entspannt im Hier und Jetzt) |
50% |
26% |
In der Zukunft (nur, was ich werde, zählt) |
16% |
22% |
Im evolutionären Zeitstrom (die Grenzen zwischen gestern, heute und morgen sind fließend) |
32% |
51% |
Lebensgestalter schwimmen vorwiegend im evolutionären Zeitstrom, sind also schon so erleuchtet, daß sie keine Grenzen mehr zwischen gestern, heute und morgen sehen. Das scheint aber eine ziemlich anspruchsvolle Lebenshaltung zu sein, denn SensoNet selber bevorzugt deutlich die Gegenwart, das Hier und Jetzt.
Wir wissen es noch nicht, aber es könnte sein, daß sich auch hier ein Stück Überforderung zeigt: Vorwiegend im evolutionären Zeitstrom zu leben, bringt zwar Punkte und ist anzustreben - aber es handelt sich eben doch um ein sehr anspruchsvolles Fernziel, das vielleicht nie zu erreichen ist.
Insgesamt haben wir gesehen, daß im Stereotyp von SensoNet die Lebensgestalter tatsächlich jene hochmobilen Burschen und Mädels sind, die sich auf der ganzen Welt zuhause fühlen und überall ein soziales Netz haben, und das Lebensgefühls des Driftens, des Surfens ohne klares gestern oder morgen verinnerlicht haben. Lebensgestalter, so scheint es nach diesem ersten Eindruck, sind wirklich coole Typen. Doch dafür haben sie es zuhause ungemütlich.
Wie sieht es in den inneren Räumen von Lebensgestaltern aus, in ihren Werte-Räumen ? Herrschen da ähnlich kühle Temperaturverhältnisse ? Wir werden es gleich sehen, wenn wir uns jetzt der Erforschung der Werte-Räume von Lebensgestaltern zuwenden.