Moses 2.0: Wie wir gemeinsam den Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität schaffen

Bekenntnisse eines Generalisten für reifende Lebensqualität

32. Es geht um Selbst-Bewusstsein

Mit dem Verschwinden von Moses 1.0 aus unserer Geschichte sind endgültig Sie ins Zentrum unserer Überlegungen dazu gerückt, wie wir gemeinsam den Werte-Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität schaffen. Jawohl, Sie. Sie haben erkannt, dass es im Leben um Qualität geht und nicht um Quantität. Sie haben eine Ahnung davon entwickelt, wie facettenreich und vielschichtig Lebensqualität sein kann. Sie wissen, wie herausfordernd es ist, sich um seine eigene Lebensqualität zu kümmern, ohne dabei diejenige der Anderen außer Acht zu lassen – aber auch wie zufrieden stellend und beglückend. Jetzt hängt es von Ihnen ab, ob sich dieses Mem weiter ausbreitet.

Das heißt, ein bisschen übertrieben ist das schon. Es hängt natürlich nicht von Ihnen als Einzelperson ab. Sie können einen Beitrag dazu leisten oder auch nicht, Hauptsache, es gibt genügend Menschen, deren Lebensqualitäts-Meme ansteckend wirken. Wobei wir, weil uns diese Meme kostbar, lieb und teuer sind, schon mal ernsthaft die Frage stellen sollten, warum diese Meme, so einsichtig, ja nahe liegend sie sind, sich bisher nicht (noch) schneller und wirksamer ausgebreitet haben. An ihrer Qualität kann es nicht liegen, doch, wie so mancher verkannte Künstler leidvoll erkannte, Qualität setzt sich nicht immer von alleine durch.

Und deshalb braucht es Moses 2.0. Den Begriff habe ich, Sie werden es unschwer erraten haben, vom Schlagwort Web 2.0 geklaut. Dieser Begriff ist reichlich umstritten, es geht dabei aber nach allgemeiner Auffassung um eine Reihe interaktiver und kollaborativer Elemente des Internets. Das heißt um Vernetzung, Austausch und Zusammenarbeit von unten. Die Nutzer selbst gestalten ihre virtuellen Plattformen, aus reinen Empfängern werden partielle Sender.

Die Idee ist nicht ganz neu, früher hat man solche Aktionen von unten Graswurzelbewegungen genannt. Neu sind „nur“ die technischen Möglichkeiten von Kommunikation und Austausch. Dass diese neuen Möglichkeiten einen Quantensprung bedeuten, ist unbestritten, doch ehe wir uns ihnen zuwenden, gehen wir noch einmal zurück zu den Akteuren dieser Vernetzung. Immerhin wird bis heute jedes noch so virtuelle Netz von realen Menschen gebildet und getragen, und daran wird sich so bald wohl auch nichts ändern. Wenn wir also wissen wollen, wie die Verbreitung der Lebensqualitäts-Meme gefördert werden könnte, müssen wir uns zunächst den Individuen zuwenden, die, wie wir wissen, nicht gerade massenhaft, aber doch in ansehnlicher Zahl bereits Träger dieser Meme sind.

Die entscheidende Frage ist natürlich, wie sich diese Menschen als Träger und Wirte der Lebensqualitäts-Meme fühlen. Empfinden sie sich damit als Außenseiter, als hoffnungslose Idealisten, als ewig zu spät oder zu früh Gekommene, als im besten Falle belächelte und im schlechtesten verachtete Spinner? Dann ist die Wahrscheinlichkeit, mit einem überzeugten und überzeugenden Beispiel andere mit diesen Memen anzustecken, nicht sehr hoch...

Anders sieht es natürlich aus, wenn sich die Träger der Lebensqualitäts-Meme als Vorhut der kulturellen Evolution empfinden, als frühe Akteure eines Werte-Wandels, der kommen muss und kommen wird, kurzum als kluge und reife Menschen, die erkannt haben, worum es im Leben wirklich geht. Logischerweise hat diese Überzeugung eine ganz andere Ausstrahlungskraft. Wer stolz ist auf seine Lebensqualitäts-Meme, wer diese überzeugt und authentisch lebt, kann und wird andere Menschen damit anstecken.

Sie können niemanden dazu überreden, Lebensqualität zum Leitwert zu küren. Aber Se können mit Ihrem gelebten Beispiel überzeugen, indem sie eine in den meisten Menschen schon angelegte Lebensqualitäts-Saite zum Klingen bringen und damit Resonanz herstellen. So geht das mit der Verbreitung der Lebensqualitäts-Meme...

Aber es geht eben nur mit der zweiten, mit der selbstbewussten Haltung. Meine Vermutung nun, genährt aus meinen Umfragen wie aus persönlichen Gesprächen und Beobachtungen, geht dahin, dass allzu viele Trägerinnen und Träger sich noch mit der ersten Haltung identifizieren und sich als bedeutungslose Randerscheinung in einer voll materialistischen Welt empfinden. Das führt natürlich dazu, sich klein zu machen und zu verstecken: In meiner kleinen Welt kann ich meine Werte leben, aber draußen darf niemand was davon wissen.

Das wäre nun wirklich nicht nötig. Wir haben im Verlauf dieser Überlegungen genügend gute Argumente dafür gesammelt, warum der Werte-Wandel vom Lebensstandard zur Lebensqualität sinnvoll und nötig ist – für Individuum wie Gesellschaft. Wir haben festgestellt, dass Lebensqualität gerade wegen ihrer Vielschichtigkeit ein ebenso faszinierendes wie ein Leben füllendes Ziel ist. Und wir können davon ausgehen, dass eine Welt, die Lebensqualität zu ihrem Leitwert machen würde, eine bessere Welt wäre. Wieso sollte man sich mit solchen Einsichten und Überzeugungen verstecken müssen?

Ich weiß, damit überzeuge ich noch niemanden, denn Selbstbewusstsein kann man nicht von außen befehlen. Wahres Selbstbewusstsein kommt von innen, von Selbst-Bewusstsein im Sinne eines umfassenden Bewusstseins seiner selbst. Weniger geschwollen: Selbst-Bewusstsein entsteht dann, wenn wir auf unsere innere Stimme hören. Die ist immer da, wir übertönen sie nur allzu oft mit dem Lärm von Glaubenssätzen, die nicht unsere eigenen sind. In der Stille aber ist unsere innere Stimme hörbar. Und sie hat immer Recht. Oder jedenfalls fast immer.

Wenn es um Lebensqualität geht, um unsere Lebensqualität, gibt es keine bessere Instanz als sie. Sie allein kann uns sagen, was für uns Lebensqualität bedeutet, welche ihrer Sphären uns wie wichtig sind, wo es Optimierungsbedarf gibt. Vor allem wird sie uns immer sagen, es sei gut und richtig, sich um seine eigene Lebensqualität zu kümmern, solange man diejenige der Anderen nicht vergisst.

Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, zur Gruppe derjenigen gehören, die schon heute selbstbewusst zu ihren Lebensqualitäts-Werten stehen, dann haben sie offensichtlich af Ihre innere Stimme gehört. Selbstbewusstes Eintreten für die Lebensqualitäts-Meme, auch das hat Ihnen Ihre innere Stimme schon geflüstert, bedeutet dabei übrigens nicht, sich in eine Bewegung einzureihen und hinter einer Fahne her zu marschieren – dafür eignet sich der Leitwert Lebensqualität denkbar schlecht. Die Freundinnen und Freunde der Lebensqualität sind und bleiben Individualisten.

Und falls Sie noch nicht zu dieser Gruppe gehören: kann ja noch werden... Selbst-Bewusstsein bracht Zeit. Horchen auf die innere Stimme ist übrigens nicht mit permanenter Nabelschau zu verwechseln. Zwischenrein lohnt es sich auch, mal nach außen zu sehen und zu hören. Dabei werden Sie feststellen, dass Sie mit Ihren Lebensqualitäts-Werten keineswegs eine bedeutungslose Randnotiz sind. Vielmehr schreiben Sie gerade mit an einem der spannendsten Kapitel der kulturellen Evolution. Das allein wäre Grund genug, hoch erhobenen Hauptes in die Welt zu schreiten...

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Vom Mangel zur Fülle

Von Selbst-Bewusstsein und Selbstbewusstsein kann ich so manches Liedlein singen. Mal kannte ich es als kindlich-naives, mal als erschüttertes, manchmal auch als fast ganz  verschwundenes. Es gab Zeiten, in denen ich es nur durch Identifikation mit etwas fand, das größer war als ich. Und es gibt, seit nunmehr vielen Jahren, eine Phase des ruhigen, langsamen, aber stetigen Aufbaus desselben.

Vertrauen, wir haben es in der Finanzkrise gesehen, ist schnell verloren,  braucht aber eine lange Zeit um sich zu entwickeln. Das gilt natürlich gerade auch für unser Selbstvertrauen. Dieses entwickelt sich dann, wenn wir durch immer bessere Selbsterkenntnis die Angst vor uns selbst verlieren und lernen, dass wir auf unsere Stärken bauen können, inklusive der Stärke, die eigenen Schwächen anzuerkennen und das Beste aus ihnen zu machen.

Selbstvertrauen wächst auch aus der zunehmenden Erfahrung, dass es tatsächlich ein Selbst gibt, ein unverwechselbares Eigenes, tragfähig genug, einem Leben starke Wurzeln zu bieten. Und Selbstvertrauen ist schließlich auch die Frucht unserer reifenden Fähigkeit, Vertrauen nicht nur zu uns selbst, sondern auch zu unseren Mitmenschen und zum Kosmos zu fassen.

All das haben mir nicht Bücher beigebracht, sondern das Leben selbst. Was mir auch wieder Anlass bietet, dem Leben zu vertrauen. Jedenfalls ist mir nun Selbstbewusstsein, das ich einst als mangelhaft empfand, in Fülle zu Eigen. Manche mögen das als übersteigertes Selbstbewusstsein empfinden, ich selbst neige naturgemäß dazu, es als gesund zu bezeichnen. Woraus Sie schließen können, dass es mir damit gut geht, besser jedenfalls als zu den Zeiten des Mangels.

Zu diesem Selbstbewusstsein gehört die Überzeugung, dass ich etwas zu sagen habe, zum Beispiel zum Thema Lebensqualität, und dass ich dieses etwas auch formulieren und illustrieren kann. Unter uns: Ohne diese Überzeugung ginge es nicht, ich brauche sie als Antrieb, um Versuche wie diesen zu wagen.

So weit übersteigert, dass ich dem Wahn anhinge, Ihnen Ratschläge zur Verbesserung Ihrer persönlichen Lebensqualität zu geben, ist mein Selbstbewusstsein denn allerdings doch nicht. Zum Glück. Ich kann berichten, was ich als richtig erkannt, erlebt und erfahren habe, und der eine oder andere Splitter davon mag Ihnen als Impuls nützlich sein. Aber Sie entscheiden selbst-bewusst darüber, welchem meiner Meme Sie Einlass in Ihren Geist gewähren und wo es dort seinen Platz finden soll. So gehört sich das...