Öffnung
Vor einigen
Jahren - es herrschte noch die Euphorie der "New Economy",
stellte mich ein Freund vor die Alternative, in die Niederungen des
Geschäftslebens herunter zu steigen und endlich das grosse Geld
zu machen, oder aber mich gleichsam in der Rolle des "alten Weisen
vom Berg" zu etablieren.
Nun, aus
dem grossen Geld ist auch für andere nichts geworden, und zum alten
Weisen vom Berg ist es noch ein langer Weg. Am Berg fehlt es dabei nicht,
immerhin lebe ich auf über 1000 Metern über Meereshöhe,
und an anregender Aussicht und klärendem Überblick von oben
mangelt es auch nicht:
Das Alter kommt von allein,
die Weisheit nicht, auch wenn, wie an anderer Stelle dargelegt, der
Prozess der eigenen Reifung durchaus in Richtung des letztlich unerreichbaren
Fernziels Weisheit verlaufen kann.
Sie sehen, ich arbeite
heftig an der Rolle, zu der natürlich ein gerütteltes Mass
an Freiheit in Eigenverantwortung, sprich an Unabhängigeit, gehört.
Nicht dazu gehört allerdings das Eremiten-Modell. Auch wenn ich
über weite Strecken selbständig und unabhängig wirke,
so bin ich doch beruflich wie privat eingebettet in ein Netz von Menschen,
die mir viel bedeuten. Meine geistige Unabhängigkeit ist sehr wohl
abhängig von stabilen menschlichen Beziehungen.
Im übrigen betrachte
ich es als einen grossen Glücksfall, in einer Zeit leben zu dürfen,
in der die Öffnung zur Welt nicht mehr nur in den grossen Städten
möglich ist, sondern dank der modernen Kommunikationsmittel überall.
Ich werde nie das Gefühl vergessen, als ich in den frühen
Neunziger Jahren zum ersten Mal, damals noch aus der deutschen Provinz,
online in ein amerikanisches Lexikon einloggen konnte, um dort etwas
nachzuschlagen. Dass Sie jetzt irgendwo diese Zeilen lesen können,
die ich an meinem Schreibtisch in der appenzellischen Provinz verfasst
habe, zeigt deutlich, dass Öffnung keine Standortfrage mehr ist.
Und das ist gut so.
Schliesslich bedeutet
mein Streben nach geistiger Unabhängigkeit nicht, dass ich mich
dem Blick von aussen verschliesse. Auch mein Denken nährt sich
von Anregungen und Impulsen von aussen. Zur Hochblüte aber reift
es immer dann heran, wenn es von aussen herausgefordert wird. Warum
nicht von Ihnen ?
So muss es ja nicht gleich
enden: