Warum Werte-Resonanz wertvoll ist
Sie
kennen die Situation aus verschiedenen Märchen: Die Hand der Königstochter wird
gleichsam öffentlich ausgeschrieben. Die Bewerber strömen herbei und versuchen,
im Ausscheidungswettkampf möglichst gut abzuschneiden. Am Ende aber entscheidet
die Königstochter aufgrund eigener Massstäbe darüber, wen sie erwählt.
Heut
zu Tage finden wir uns alle in der Rolle der Königstochter wieder, als
Konsument, als Staatsbürgerin, als Gestaltende unseres eigenen Lebens. Überall
können – und müssen – wir auswählen unter einem schier
unübersichtlich gewordenen Angebot. Was unweigerlich zur Frage führt, nach welchen Massstäben und Kriterien wir diese Wahl
treffen sollen und wollen.
Das
ist alles andere als einfach. Es ist ja nicht so, dass sich unter den Bewerbern
um die Hand die Königstochter ausgesprochen hässliche oder dumme Exemplare
befunden hätten. Auf den ersten Blick waren die Angebote auf hohem Niveau
gleichwertig. Und so ergeht es uns auch, wenn wir vor der Wahl einer
Joghurtmarke oder eines Lebensentwurfs stehen.
Wenn
wir herausfinden wollen, welches Angebot am besten zu uns passt, müssen wir deshalb tiefer blicken. Heute und noch mehr
morgen würde die Königstochter herausfinden wollen, was ihren Bewerbern wichtig
ist im Leben, was ihnen Identität, Orientierung und Sinn gibt, was ihnen etwas
wert ist – kurzum, welche Werte sie haben.
Dann
würde sie einen Abgleich machen zwischen dem Werte-Profil ihres Gegenübers und
ihrem eigenen. Sie würde intuitiv spüren, ob es zwischen den beiden
Werte-Universen einen Gleichklang, eine Resonanz gibt. Und sie würde am Schluss
jenen Bewerber erwählen, bei dem diese Werte-Resonanz
am stärksten schwingt.
Auf
eine solche Weiterentwicklung des Märchenstoffs brauchen wir nicht zu warten.
Wir können dieses Auswahl-Prinzip der Werte-Resonanz schon heute pflegen. Und
wir werden das in Zukunft noch verstärkt tun. Denn wenn die Angebote aller Art
oberflächlich betrachtet immer vergleichbarer werden, ist Differenzierung im
Nahbereich angesagt. Und da geht es letztlich immer um Werte.
Welche
Werte leiten einen anderen Menschen, eine Partei, eine Marke? Antworten auf
solche Fragen werden immer stärker unser Wahlverhalten bestimmen. Nachhaltige
Beziehungen zwischen Menschen oder zwischen Kunde und Marke gibt es nur bei
einer starken Werte-Resonanz zwischen den beteiligten Partnern.
Um
einschätzen zu können, ob es eine Werte-Resonanz gibt, müssen wir nicht nur die
Werte der anderen kennen, sondern vor allem auch unsere eigenen. Die bewusste
Auseinandersetzung mit den eigenen Werten ist ein Königspfad zur
Selbsterkenntnis...
Dieser Text erschien am 12. Januar 2013 in der Kolumne "Wertvolle Werte" von Andreas Giger in der